Mit diesem Leitfaden hilft der Erfolgsautor dem Leser und gemeinen Schachfreund, sich in der Welt der immer komplexer werdenden Eröffnungstheorie besser zu orientieren.
Nach einem Überblick über die elementaren Eröffnungsprinzipien sowie einer geschichtlichen Rundschau geht Suetin im Hauptteil auf die moderne Praxis ein: Warum altbekannte Eröffnungsregeln mitunter bewußt verletzt werden, wie "typische Stellungen" immer weiter erforscht werden, wie und warum forcierte Varianten immer tiefer bis ins Mittel- oder gar Endspiel analysiert werden, usw.
Der Leser lernt dadurch, sich in dynamischen Spielsituationen (z.B. bei früher Störung des materiellen Gleichgewichts) besser zu orientieren, und quasi als Nebenprodukt zu diesem methodischen Lehrgang erhält er eine Menge Anregungen und Tips in konkreten Eröffnungssituationen.
Großmeister Alexej Suetin (1926-2001) begleitete den IX. Weltmeister Tigran Petrosjan auf seinem Weg zum Gipfel und konnte sich als Sieger der Senioren-WM '96 in Bad Liebenzell selbst mit einem Weltmeistertitel schmücken. Seine in fast alle Sprachen der Welt übersetzten Lehrbücher haben Generationen von Schachspielern in die "höheren Weihen" der Spielkunst eingeführt. Die vorliegende zweite Auflage wurde von FM Harald Keilhack maßvoll aktualisiert, der aktuelle Bewertungen strittiger Abspiele einfügte und so manchen Sachverhalt mit weiteren Beispielen aus der jüngsten Turnierpraxis illustrierte.
Zur zweiten Auflage:
In der Zeit von der Originalausgabe im Jahre 1997 bis zu Suetins Tod im Jahre 2001 haben sich der Autor und ich noch öfters getroffen, über neue Entwicklungen diskutiert, aktuelle Partien analysiert usw. - die Ergebnisse dieser Treffen sind jetzt in die vorliegende Neubearbeitung eingeflossen.
Manchmal gab der Stoff im Originaltext auch Anlaß zu Kontroversen. Beispielsweise bei Suetins zu euphorischer Vorhersage bzgl. der wachsenden Chancen für farbvertauschte Eröffnungen - Theorie und Praxis der letzten Jahre zeigen in die andere Richtung. Oder auch bei der Prognose, Kasparows Eröffnungsvorbereitung werde noch lange Zeit eine Klasse für sich verkörpern - bereits der Zweikampf mit seinem einstigen Schüler Kramnik im Jahre 2000 bewies das Gegenteil.
Doch gegen solch kleinere Irrtümer ist kein Forschergeist völlig gefeit - die ganz überwiegende Anzahl der Aussagen kann man auch heute unterschreiben!
Was die konkreten Partiebeispiele angeht, so schienen mir - gegenüber der Erstausgabe - einige aktuelle Ergänzungen sinnvoll. Suetin betonte stets, daß die Beispiele für seinen Eröffnungskursus eigentlich "austauschbar" seien - was zählt, sind die textlichen
Aussagen und Gesamtkonzeption. Und gerade der Umstand, daß sich etliche Partien aus den jüngsten Jahren nahtlos in das Buch einfügten und die gemachten Aussagen bestätigten, beweist, wie aktuell Suetins Konzept ist.
Eröffnungstheoretische Aktualisierungen habe ich öfters einmal auch bei älteren Partien angebracht - ein kleiner Service am Leser und die Gnade der späten (Computer-)Geburt.
Nach wie vor ihren Platz in dieser Arbeit haben - und das muß ich ausdrücklich betonen - zahlreiche Beispiele aus der Zeit von etwa 1950 bis 1960. Gerade damals wurden viele Musterpartien in noch heute aktuellen Systemen gespielt und damit die Grundlagen für die heutige, nur im Detail noch wesentlich ausdifferenziertere Diskussion geschaffen. Für ein Verständnis des modernen Eröffnungsspiels ist die Kenntnis dieser Partien noch heute unverzichtbar!
Bleibt zu ergänzen, daß auch das Layout überarbeitet wurde und hoffentlich (noch) professioneller ist als 1997 -als Buchherausgeber stand ich damals noch relativ am Anfang.
Dies ist die letzte große Arbeit des unvergessenen Autors, und ich hoffe, daß mit ihr Suetins Wirken noch Jahre über seinen Tod hinaus strahlen wird.
Harald Keilhack Schwieberdingen, September 2004
Das letzte deutschsprachige Buch aus der Feder des russischen Erfolgsautors. GM Alexej Suetin (verst. 2001) schlägt den Bogen von elementaren Eröffnungsprinzipien bis hin zu aktuellen Problemen. Hierbei steht - anstelle von "Variantenpauken" - ein verständnisorientierter-methodischer Ansatz im Vordergrund.